82
– dental dialogue 16. JAHRGANG –
8/15
TECHNIK
In der prothetisch restaurativen Zahnheil-
kunde gewinnt die implantatprothetische
Therapie zunehmend an Bedeutung. Hier-
bei bilden ein strukturiertes Vorgehen, gute
Teamarbeit und fundierte Erfahrungen eine
wichtige Grundlage für den Erfolg der The-
rapie. Wir arbeiten seit Jahren in enger Ab-
stimmung zwischen Praxis und Labor, um
mit gemeinsam entwickelten und bewährten
Planungs- und Fertigungskonzepten zu er-
folgreichen Ergebnissen zu gelangen. Dieser
Artikel zeigt, wie mit einem strukturierten
Therapieablauf und den konfektionierten
Prothesenzähnen Vitapan Plus und Vita
Lingoform auf effizientem Weg eine kom-
plexe prothetische Versorgung realisiert
werden kann.
Ausgangssituation und
Behandlungsplan
Die Patientin konsultierte die Praxis mit dem
Wunsch einer prothetischen Neuversorgung
ihres Ober- und Unterkiefers. Im Oberkiefer
trug sie eine, vom rein technischen Stand-
punkt aus betrachtet, gut funktionierende
teleskopierende Restauration. Allerdings
waren die Prothesenzähne abradiert und
stark verfärbt. Der Zahnersatz im Unterkiefer
war über zwei Implantate in regio 32 und
34 sowie über Restzähne verankert, wobei
die Zähne unterminierend kariös waren und
daher nicht erhalten werden konnten. Beide
Prothesen entsprachen per se nicht mehr
den Ansprüchen der Patientin. Die Zahnform
passte nicht zu ihrem Gesicht und die rote
Ästhetik wirkte unnatürlich. Ihr unvorteilhaf-
tes Lippen- beziehungsweise Gesichtsprofil
konnte auf die Zahnform und -stellung zu-
rückgeführt werden. Die Patientin war sich
des „Makels“ bewusst, wirkte unsicher und
lächelte nur verhalten.
Nachdem bezüglich der Neuversorgung
die Wünsche der Patientin erfragt worden
waren, wurden die Therapiemöglichkeiten
besprochen. Für den Oberkiefer wurde eine
Aufarbeitung der vorhandenen, technisch
funktionierenden Teleskopprothese geplant.
Die Funktion der Doppelkronen war tadel-
los, sodass die Gerüststruktur erhalten und
durch den Austausch der Prothesenzähne
und Erneuerung der Verblendungen die Äs-
thetik und Funktion rekonstruiert werden
sollte. Im Unterkiefer mussten die insuffi-
zienten Zähne entfernt, zwei zusätzliche
Implantate inseriert und eine neue teles-
kopierende Versorgung angefertigt werden.
Ein wichtiger Punkt bei der Therapieplanung
war, der Patientin zu jedem Zeitpunkt den
größtmöglichen Komfort zu bieten. Aus
diesem Grund wurde der Zahnersatz im
Oberkiefer zeitnah erneuert, sodass die neue
Prothese im Unterkiefer an diese angepasst
werden konnte.
Chirurgische Behandlung
Im ersten Schritt wurden die Zähne 42 und
44 extrahiert. Zahn 43 wurde noch nicht
entfernt, da über ihn ein – zumindest mini-
maler – Halt des Interimszahnersatzes ge-
währleistet werden sollte. Um das potentielle
Operationsrisiko und die Zeit des implantat-
chirurgischen Eingriffs zu reduzieren, ent-
schieden wir uns für eine navigierte Insertion
der Implantate mittels Schablone. Mithilfe
der dreidimensionalen Diagnostik (DVT oder
CT) können die relevanten anatomischen
Strukturen im Vorfeld der Insertion darge-
stellt und die Implantatpositionen gezielt
geplant werden. Dieses exakte präoperative
Vorgehen bildete auch in unserem Fall die
Grundlage.
Hierfür wurden beide Kiefer abgeformt und
im Artikulator eine patientenindividuelle Zu-
ordnung der Modelle vorgenommen. Nach
der Herstellung einer Röntgenschablone
wurde vom Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen
(MKG) eine DVT (Digitale Volumentomogra-
02
Hier ist die schablonengeführte Implantation im Un-
terkiefer in regio 42 zu sehen. Die Schablone wurde zur La-
gesicherung auf den vorhandenen Abutments abgestützt
01
Um das Risiko etwaiger Komplikationen zu verringern, wurde
nach vorangegangener computergestützter Implantatplanung
eine Bohrschablone zur sicheren Übertragung der geplanten
Implantatpositionen angefertigt